Hannes APFOLTERER

Dirigent . Musik-Arrangeur . Komponist - Conductor . Music-Arranger . Composer

Bericht über das - damals letzte -

EDELWEISS-Galakonzert im Jahr 2015

der Militärmusik TIROL

von Professor HR Dr. Friedrich WEYERMÜLLER,

Ehrenpräsident des Internationalen Musikbundes CISM

Großartiges Galakonzert der Militärmusik Tirol

 

Mit einem sorgsam ausgewählten musikalischen Programm brillierte die Militärmusik Tirol beim Edelweisskonzert 2015 im Congress Innsbruck unter der souveränen Leitung von Militärkapellmeister  Oberstleutnant Hannes Apfolterer.

 

Die Palette der zum Vortrag gewählten Stücke umfasste feinste „traditionelle Bläsermusik“, wie z. B. Jindrich Praveceks (1909-2000) Ouvertüre „Heimatland“ oder die zündenden Märsche „Unsere Alpenjäger“ von Georg Kaltschmid (1885-1954) und „Unter der Admiralsflagge“ von Julius Fučik (1872-1916).

Aus der reichen Palette gut klingender, von Melodie beherrschter und daher immer wieder gern gehörter Werke der  „klassischen“ Blasmusikliteratur erklangen „Erinnerung an ein Ballerlebnis“, eine tänzerische Skizze von Hans Bund (1898-1982) oder der Teufelstanz von Joseph Hellmesberger  jun. (1855-1907) in bemerkenswert technischer und tempomäßiger Virtuosität. Militärkapellmeister Apfolterer arbeitete in beachtenswerter Weise  jeweils den herrlichen Klangfarbenreichtum der Werke bei großer Transparenz, stilsicher in der Klangvorstellung der verschiedenen musikalischen Epochen, behutsam und effektvoll heraus und nutzte so die Möglichkeiten eines gut besetzten symphonischen Blasorchesters.

 

Zum klassischen Repertoire gesellten sich die schwungvolle Ouvertüre zu „Candide“ von Leonard Bernstein (1918-1990), wie auch die „Ohrwürmer“ Copacabana von Barry Manilow oder Music von John Miles. Dabei wurde klar, dass sowohl der Dirigent als auch seine Musici keine Probleme mit verschiedenen musikalischen Welten, bei schier unglaublicher Frische und prägnanter Rhythmik, haben. Das Publikum reagierte mit wahren Beifallsstürmen.

 

Mit treffenden Werkinformationen, wesentlichen musikgeschichtlichen Daten, gelegentlich mit launischen Anekdoten ergänzt, führte Constanze Köberl-Scozzafava gekonnt durch den Abend.

 

Dem aufmerksamen Publikum, in dem sich u. a. der Abt des Stiftes Stams, German Erd, die Bürgermeisterin der Landeshauptstadt Innsbruck, Christine Oppitz-Plörer und Alt Landeshauptmann Alois Partl mit Gattin befanden, entging die Brisanz der Situation der Tiroler, ja der Österreichischen Militärkapellen mit Ausnahme von Wien, nicht. War es im ersten Teil des Konzertes geschickte Regie oder Zufall, dass Oberstleutnant Apfolterer unter der Vorahnung der beschlossenen Dezimierung der Militärkapellen auf 20 Musiker, seine kürzlich veröffentlichte Komposition „Trauer-Trost-Hoffnung“ interpretierte, zum Schluss den bekannten Marsch „Zum Städtel hinaus“ von Georg Meissner intonierte und letztlich sich in voller Adjustierung nach dem militärischen Zapfenstreich salutierend vom Publikum verabschiedete?

 

Unwillkürlich erinnerte die Situation an Gustav Mahlers Abschied von Wien im Dezember 1907 aus dem wir wissen … als sich der Zug in Bewegung setzte, sprach Gustav Klimt aus, was viele dachten „vorbei“. Dass dieses Konzert das letzte der Tiroler Militärmusik in dieser Besetzung gewesen sein soll, kann selbst der sparsamste Musikfreund nicht begreifen. Bei allem Sinn für Einsparung ist nachzufragen: „Hat man bei dieser politischen Entscheidung wirklich alle Möglichkeiten ernsthaft geprüft?“

Mit der Kultur geht man auch in unserer Zeit noch viel zu „sorglos“ um. „Die Wirtschaft“ würde sich im Bewusstsein, was einmal verloren ist, ist verloren, mächtig wehren und Gegenmaßnahmen setzen. Die friedliebendste und in der Bevölkerung beliebteste Truppe, jene die dem Militär ein positives Image garantiert, wird einfach geopfert. Es ist völlig klar, dass man mit 20 Mann nur ansatzweise den berechtigten Ansprüchen des Publikums gerecht werden kann. Die finanziell vorgesehene Ersparnis steht in keinem Verhältnis zum kulturellen Schaden. Österreich, seit jeher das Musikland schlechthin, reiht sich mit den vorgesehenen 20 Manngrüppchen in die Reihe der ärmsten Entwicklungsländer.

 

Die politische Zustimmung zu diesem „Streich“ wird den Wählern auf Landes- und Bundesebene bei der wenig einsichtigen Revidierung bisheriger Wertschätzung und Versprechungen über die Wichtigkeit und Unverzichtbarkeit der Blasmusik erklärt werden müssen. Hat in Tirol Obstlt. Hannes Apfolterer, mehr als 20 Jahre dienender Militärkapellmeister, mehr als 30 Jahre engagierter Bandleader der Big Band und Combo, zudem noch mehr als 20 Jahre höchst erfolgreicher Kapellmeister der Original Tiroler Kaiserjägermusik eine solche „Behandlung“ verdient? Sieht so Tirols und Österreichs Wertschätzung aus?

 

Die Militärmusik, ihre Tradition und ihre über Jahrhunderte positive Wirkung, man denke z. B. nur an die Komponisten Strauss, Lehár, Ziehrer und ihre Musik, die die Welt eroberte, gehört zum österreichischen Kulturgut genauso wie unsere Zivil- und Jugendkapellen.

 

Noch ist es Zeit, sich zu wehren und um Lösungen zu suchen, selbst wenn es zu Sparvorschlägen kommt, die der „obersten Militäretage“ in direkter Betroffenheit wenig Freude bereiten, in der Durchsetzung aber effizient und einsichtig wären.

Friedrich Weyermüller

© Hannes Apfolterer

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